Charity Dinner und Reise des „The Ireland Fund of Germany e.V.“ in die nordirischen Hauptstadt Belfast English
Als ein besonderes Erlebnis erwies sich die diesjährige Benefizveranstaltung des „The Ireland Fund of Germany e.V. (IFoG)“, die – wie vor drei Jahren in Binz / Rügen– wieder einmal mit der Jahrestagung der Deutsch-Irischen Juristen- und Wirtschaftsvereinigung e.V. (DIJW) verbunden wurde. Beide Vereinigungen hatten ihre jeweiligen wichtigsten jährlichen Mitgliedertreffen nicht nur terminlich und örtlich miteinander abgestimmt und zusammengelegt. Erstmals trafen sich die Mitglieder beider Organisationen zu ihren traditionellen Veranstaltungen nicht in einer Stadt in Irland oder Deutschland, sondern mit Belfast in der Hauptstadt Nordirlands.
Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig: knapp 2 Monate nach den britischen Regionalwahlen in Nordirland und 4 Monate nach der Parlamentswahl in der Republik Irland war Belfast ein Treffpunkt, wie er interessanter nicht hätte sein können. Auch Dank der Unterstützung durch Dan Mulhall, des irischen Botschafters in Deutschland, gelang es, ein hochaktuelles Programm aufzustellen und mit vielen wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Hochschule ins persönliche Gespräch zu kommen.
I. Den Auftakt der dreitägigen Reise bildete ein Empfang und ein Abendessen in der Residenz des irischen Vertreters im gemeinsamen Sekretariat der Britisch-Irischen Regierungskonferenz, Kieran Dowling. Diese, weltweit wahrscheinlich einmalige zwischenstaatliche Institution, die paritätisch irisch und britisch/nordirisch besetzt ist, unterstützt die regionale nordirische Allparteienregierung bei ihrer Selbstverwaltung und ihren Bemühungen um „Reconciliation“, der versöhnenden Zusammenarbeit über die in Nordirland noch immer bestehenden und nur am Rande religiös bedingten Strukturen und Mauern hinweg.
Tony McCusker, früherer nordirischer Finanzminister und heute Vorsitzender des „Community Relations Councils“ in Nordirland, einer Stelle, die im Auftrag der EU führend bei der Mittelvergabe von PEACE III – Projekten ist, erläuterte das Zustandekommen und die nunmehrige Umsetzung des sogenannten „Karfreitagsabkommens“, der Regelung zur politischen und gesellschaftlichen Zusammenarbeit und des friedlichen Zusammenlebens in Nordirland. Erfreulich, dass viele der eingeladenen nordirischen Parlamentsabgeordneten, unabhängig davon, welcher Partei sie angehörten, sich offen und positiv zu dem „Karfreitagsabkommen“ bekannten und den – endlich – eingeschlagenen Weg der inneririschen Versöhnung unterstützen. Selten hat man Politiker solch ungeschminkte Worte sagen hören, auch untereinander, in so pfleglichem Umgangston.
II. Am nächsten Vormittag wurde die poltische Situation Nordirlands nochmals intensiv beleuchtet. Nach einer Besichtigung des Nordirischen Parlaments, des „Stormont Parliament Building“, diskutierten die Teilnehmenden mit den anwesenden Parlamentariern.
Die beiden SDLP-Fraktionsmitglieder, Barrister Alban Maginnes, Mitglied des Justizausschusses, und Conall McDevitt, Mitglied im Innen-bzw. Polizeiausschuss, kommentierten offen die Ergebnisse der jüngsten Wahlen sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland und ihre Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Situation in Nordirland und das Verhältnis „zu Dublin“.
III. Der Nachmittag war zum Entspannen oder zur Erkundung der wirklich sehenswerten Innenstadt Belfast eingeplant. Neben altehrwürdigen Pubs und trendigen Cafés und Bistros luden der neue Hafen und die vielen Geschäfte und Einkaufspassagen zum „Bummeln“ und Verweilen ein.
Für die interessierten IFoG-Mitglieder bestand die Möglichkeit, sich im neuen und zentral in Belfast gelegene Gebäude der „Law Society of Northern Ireland“, der nordirischen Anwaltskammer, einzufinden und dort an der Jahreskonferenz der Deutsch-Irischen Juristen- und Wirtschaftsvereinigung e.V. teilzunehmen.
Nach der Begrüßung durch Brian Speers, Präsident der Anwaltskammer, setzten sich die Konferenzteilnehmer im großen Sitzungssaal der Kammer in drei „sessions“ intensiv mit „Mediation“, „grenzübergreifendem Arbeits- und Gesellschaftsrecht“ sowie „deutsch-(nord)irischen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen“ auseinander. Kompetente deutsche und (nord)irische Rednerinnen und Redner aus Wissenschaft, Anwaltschaft und Wirtschaft führten in die Themen ein und diskutierten diese zusammen mit den Tagungsteilnehmern aus Irland und Deutschland unter politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Wegen der Aktualität der Thematiken sowohl in (Nord)Irland wie auch in Deutschland kam es zu einem intensiven Meinungsaustausch unter den juristischen Kolleginnen und Kollegen.
Den schönen Ausklang des Tages bildete ein Empfang der Nordirischen Anwaltskammer im „Terrassensaal“ in der obersten Etage des Kammergebäudes, mit herrlichem Blick auf die Belfaster Innenstadt.
IV. Ganz anders und „nicht touristisch“, aber sehr beeindruckend war die gut dreistündige Führung durch die Belfaster „Problemviertel“ am nächsten Vormittag. Trotz aller Bemühungen scheinen die „Früchte des Friedens“ (immer noch) zu ungleich verteilt.
Nirgendwo wurde die sozial-kulturelle Schere zwischen beiden Communities, also zwischen Loyalisten und Nationalisten, deutlicher als auf diesem Rundgang unter der sachkundigen Führung von Bill Rolston, Soziologieprofessor an der Belfaster Universität und einer der bekanntesten „Mural-Experten“. Diese mittlerweile weltberühmten politischen Wandmalereien in verschiedenen Belfaster Stadtteilen spiegeln die Entwicklung des Konflikts und sind Gegenstand nicht nur wissenschaftlichen Interesses geworden, sondern motivieren jährlich Tausende aus aller Welt, die Originale zu besichtigen.
In den „Falls“ (West Belfast) wohnen die Katholiken (richtiger: die Nationalisten) und in den „Shankills“ (und in East Belfast) die Protestanten (richtiger: die Loylisten) – das ist die grobe Unterteilung. Im Westen sahen wir den Aufbruch zu neuen Motiven und Perspektiven, bei den Loyalisten die Darstellung der immer gleichen gewalttätigen / militanten / martialischen Gestalten und Szenen, die Beschäftigung mit den eigenen Strukturen und verfeindeten Splittergruppen, Überbleibsel ehemals paramilitärischer Einheiten.
V. Der Höhepunkt wartete dann am Abend des dritten Tages auf die „Belfast-Reisenden“: das „Charity Dinner“, die jährliche Benefizveranstaltung des „Ireland Fund of Germany e.V.“ (IFoG). Der Vorsitzende, der Bonner Rechtsanwalt Elmar Conrads-Hassel, war sichtlich bewegt, als er den gerade wiederernannten nordirischen Justizminister, David Ford, als Redner und Ehrengast in der „Great Hall“, dem großartigen Festsaal im beeindruckenden Hauptgebäude der Queen`s University Belfast, der renommierten Universität in Belfast, begrüßen durfte.
David Ford griff in seiner Rede wesentliche Punkte auf, die Professor Colin Harvey, weltweit anerkannter Hochschullehrer für Menschenrechte, in seiner Einführung des Redners angesprochen hatte.
Der Minister machte deutlich, dass er als zuständiges Regierungsmitglied weiterhin alles daransetzen werde, den Friedensprozess in Nordirland abzusichern: durch eine starke, aber faire Polizei, durch eine nicht interessen- oder gruppengesteuerte unabhängige Justiz und durch präventive Sozialarbeit in den Problemviertel. In diesem Zusammenhang nahm er ausdrücklich Bezug auf das Konferenzthema „Mediation“ und unterstrich diese gerichtsunabhängige Streitschlichtung als gute Möglichkeit, die gerade in Nordirland teilweise überlangen Gerichtsverfahren im Interesse der betroffenen Parteien schneller und kostengünstiger zu einem „befriedenden“ Ende zu führen.
VI. Als Fazit nicht nur des Abschlussabends, sondern der gesamten Begegnungen während der drei Tage in Belfast lässt sich sagen, dass sich Nordirland auf einem guten, friedensorientierten Weg befindet, politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich, auch wenn der Fortschritt – wie überall auf der Welt, hier aber an einigen Stellen besonders deutlich – eine Schnecke ist und bleibt!
Die Überschüsse des Benefizabends gehen übrigens ungeschmälert nach Irland und zwar zur finanziellen Unterstützung des "Barretstown Gang Camp" in der Grafschaft Kildare, einer internationalen und kostenlosen Ferieneinrichtung für krebskranke Kinder aus aller Welt.
Zum Charity Dinner und den unterstützen Projekte kann man Näheres auf der Website des The Ireland Fund of Germany e.V. erfahren.
Für weitere Informationen über die Konferenz und die Vorträge sowie zur Deutsch-Irischen Juristen- und Wirtschaftsvereinigung e.V. wird auf die Website des Vereins hingewiesen (www.deutsch-irische-juristen.de).
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Trip to Belfast and Charity Dinner at Queen`s University Belfast in June 2011
This was quite something: for the first time members and friends of The Ireland Fund of Germany (IFoG) came together for a “three days trip” to Belfast and to celebrate their annual Dinner in Northern Ireland`s capital.
After two very interesting days with many talks to various members of the Northern Ireland Legislative Assembly, a visit to the “Stormont Parliament Building” and an intensely interchange of ideas about “German-(Northern)Irish Economic and Trade Relationship – Situation and Chances” with experts from Northern Ireland, Ireland and Germany at the Law Society of Northern Ireland, the “IFoG-group”assembled for the Charity Dinner on Saturday, 25th June at the magnificent Great Hall of Queen`s University Belfast.
The Chairman of IFoG, Elmar Conrads-Hassel, and his wife, Dr Ursula Hassel, hosted the evening and were pleased to welcome David Ford, Northern Ireland`s Minister of Justice, MLA and Frank Hewitt, the German Honorary Consul to Northern Ireland, as guests of honor and speakers at the Dinner.
During the evening Elmar Conrads-Hassel thanked warmly Kieran Dowling, the Irish Joint Secretary of the British-Irish Intergovernmental Secretariat (BIIGS) and Dr Colin Harvey, Professor of Human Rights and Head of the Law School at Queen`s University Belfast for their marvelous support of IFoG`s trip to Belfast.
After this spectacular journey to Belfast and the marvelous Dinner at Queen`s University Belfast IFoG`s members and friends are certain that this was definitely not their last tour to Northern Ireland.
The proceeds of the event were once again donated to Barretstown Gang Camp, based in Co. Kildare in Ireland. The Camp gives children from 20 European countries with serious illnesses, an opportunity to experience the joy of a typical summer camp – free of charge and with round-the-clock medical care.